Affektive Störungen, zu denen unter anderem Depression und bipolare Störungen zählen, gehören mit einer Lebenszeitprävalenz von rund 20% zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und stellen eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme des 21. Jahrhunderts dar. Typischerweise treten sie im Alter von 20 bis 30 Jahren erstmals auf und verlaufen sehr unterschiedlich. Es wird angenommen, dass affektive Störungen durch ein komplexes Zusammenspiel aus Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren entstehen. Dazu gehören genetische Prädispositionen, Umwelteinflüsse, individuelle neurobiologische Merkmale (z.B. neuronale Netze, Stressreaktivität, Entzündungsprozesse, Stoffwechsel- und hormonelle Faktoren), kognitiv-emotionale Dysregulation sowie soziale und verhaltensbezogene Faktoren. Trotz der hohen Erkrankungsraten ist nur unzureichend erforscht, welche Mechanismen Rückfällen, Remission und Chronifizierung zugrunde liegen. Um präzisere Behandlungsstrategien entwickeln zu können, müssen diese Mechanismen besser verstanden werden – insbesondere angesichts der tiefgreifenden Auswirkungen einer lang andauernden Erkrankung auf das Wohlbefinden, die psychosoziale Funktionsfähigkeit und die sozioökonomische Belastung von Millionen von Menschen weltweit.
Als Teil des transregionalen Sonderforschungsbereichs 393 „Verlaufsformen affektiver Störungen: Kognitiv-emotionale Mechanismen der Symptomänderung“ versuchen wir, die Einflüsse von Emotionsregulation und besonderen Lebensereignissen auf Stimmungslagen und depressive Episoden genauer zu ergründen (Projekt B01). Dies soll dazu beitragen, die Verläufe affektiver Störungen sowie das Wiederauftreten von Episoden besser nachzuvollziehen. Als übergeordnetes Ziel strebt der SFB 393 an, innovative Behandlungsansätze zu entwickeln und frühzeitig einzusetzen, um den Langzeitverlauf affektiver Störungen weniger gravierend zu gestalten.
Contact persons:
Collaborators:
Dr. Elisabeth Johanna Leehr, Leader of the Psychological Processes and Targeted Clinical Interventions Lab, Institute of Translational Psychiatry, University of Münster
Prof. Dr. Andreas Jansen, Professor of Neuroimaging, Department of Psychiatry and Psychotherapy, University of Marburg
Prof. Dr. Katharina Förster, Professor of Child and Adolescent Psychotherapy, University of Hamburg
Prof. Dr. med. Andrea Pfennig, Clinic and Polyclinic for Psychiatry and Psychotherapy, University Hospital Dresden
Prof. Dr. Tilo Kircher, Department of Psychiatry and Psychotherapy, University of Marburg
Prof. Dr. Ulrich Ebner-Priemer, Head of Mental mHealth Lab, Institute of Sports and Sport Science, University of Karlsruhe